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Wenn der Schlaf zum Albtraum wird:

Bleierne Müdigkeit, Konzentrationsmängel, extreme Reizbarkeit. Viele starke Schnarcher wissen nicht, dass ihr Körper nachts den Überlebenskampf probt. Das Wechselspiel zwischen Schnarchen und Atemstillständen kann zu Folgeerscheinungen führen, die das Leben extrem beeinträchtigen und deren eigentliche Ursache häufig nicht erkannt wird.

Mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland schnarcht mehr oder weniger häufig und ausgeprägt. Männer schnarchen mehr als Frauen, über 40-jährige mehr als Jüngere. Und sie schnarchen mit unterschiedlicher Lautstärke: Von leichten 17 db bis hin zu unerträglichen 90 db, der Stärke eines LKWs auf der Autobahn.

Viele Faktoren tragen zum Schnarchen bei:

Während des Schlafens erschlafft die Muskulatur in Hals- und Rachenraum. Das ist bei allen Menschen gleich und hat bei den meisten keine negativen Auswirkungen. Bei manchen Menschen hingegen ist der Spannungsverlust der Muskulatur so groß, dass die Atmung erheblich beeinträchtigt wird. Der Atemweg verengt sich, wodurch die Luft mit erhöhtem Unterdruck eingeatmet werden muss. Das beschleunigt den Luftstrom, was zu einem wiederholten Hin- und Herflattern der Weichteile im Rachenraum, wie z.B. dem Zäpfchen oder der Gaumensegel, führt. Das typische Schnarchgeräusch entsteht.

Darüber hinaus gibt es Faktoren, die die Atemwege weiter verengen und damit das Schnarchen verstärken. Einige davon sind angeboren, wie die verkrümmte Nasenscheidewand oder der zurückgestellte Unterkiefer. Andere Faktoren hat man sich erworben: Bei einer Erkältung schnarcht man häufiger, weil die Schleimhäute geschwollen sind. Auch vergrößerte Gaumen- oder Rachenmandeln verengen die Luftwege. Und schließlich gibt es noch die Faktoren, an denen man selber schuld ist. Übergewicht zum Beispiel trägt auch zum Schnarchen bei. Nicht nur, dass die Fettpölsterchen die Atemwege verengen, das Bauchfett drückt auf die Atemorgane und erschwert das Luftholen.

Ebenso sorgen Alkohol und Schlaftabletten vor dem Schlafengehen dafür, dass die Muskulatur noch mehr erschlafft. Kaffee und Rauchen reizen die Schleimhäute und verengen die Atemwege zusätzlich.

Wenn der Schlaf gefährlich wird:

Schnarchen ist zwar besonders für den Bettnachbarn lästig, gesundheitlich aber zunächst einmal harmlos. Erst wenn die zunehmende Erschlaffung der Rachenmuskulatur zum kompletten Verschluss der oberen Atemwege führt, kommt es zu starkem Schnarchen mit Atemaussetzern, zum apnoischen Schnarchen, auch Schlafapnoe genannt (Apnoe, griechisch „Windstille“), womit der Überlebenskampf des Körpers beginnt. Das Schnarchen wird in diesen Fällen durch unterschiedlich lange Atempausen unterbrochen. In mehr als 90 Prozent der Fälle handelt es sich um eine erschlaffende Schlundmuskulatur.

Meistens werden diese Aussetzer zunächst vom Bettpartner bemerkt und führen zu den üblichen Weckversuchen. Aber auch der Körper selbst hat für diesen Fall den eingebauten, automatischen Wecker. Durch den Atemstillstand  sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut ebenso wie Blutdruck und Herzfrequenz. Um nicht zu ersticken, löst die fehlende Sauerstoffzufuhr im Gehirn eine Weckreaktion (arousal) durch. So kommt es vor, dass starke Schnarcher im Schlaf mehrere 100 Male bewusst oder unbewusst aufschrecken. Das ist zwar eine überlebenswichtige Reaktion, kostet den Schnarcher aber den dringend nötigen Regenerationsschlaf. Durch die Weckreaktion wird die Tiefschlafphase unterbrochen, Blutdruck und Herzfrequenz steigen deutlich an. Die fehlende Schlaftiefe führt dazu, dass sich die Rachenmuskulatur wieder anspannt und die Atmungsbehinderung aufgehoben wird. Jetzt kommt es zu dieser typischen Atmungsintensivierung, der Schnarcher holt richtig lief Luft, um das vorher entstandene Defizit auszugleichen.

Schlafapnoe bedeutet mehr als 10 Aussetzer pro Stunde:

Als bedenklich gelten die Atemaussetzer, wenn bei einem schlafenden Menschen pro Stunde mehr als 10 Atempausen mit jeweils über 10 Sekunden Dauer beobachtet werden. Dann gilt man als Schlafapnoiker. Neben dem totalen Atemstillstand (Apnoe) können auch Phasen eingeschränkter Atmungsintensität (Hypopnoe) auftreten. Dabei ist die mechanische Atembewegung, also das Auf und Ab des Brustkorbs, um mindestens 50 Prozent reduziert. Ebenso reduziert ist der Atemfluss. Wird klinisch ein Abfall der Sauerstoffsättigung um mindestens vier Prozent festgestellt, spricht man von einer Hypopnoe.

Als Ursache der Folgeerscheinungen wird Schlafapnoe selten erkannt.
Die obstruktive Schlafapnoe (obstruktiv = die Atemwege verschließend) ist in Deutschland die häufigste, organisch begründete, schlafbezogene Atmungsstörung. Schätzungen gehen derzeit von rund zwei Millionen behandlungsbedürftigen Patienten in Deutschland aus. Und nicht selten ahnen die Betroffenen nichts von ihrer Krankheit. Normalerweise kommt es während des Schlafs zu einer Absenkung der Herzfrequenz und des Blutdrucks, die Körpertemperatur sinkt ebenso wie die Atemfrequenz und Atemtiefe. Der Körper kann sich erholen. Bei der obstruktiven Schlafapnoe können die Atemstörungen im Schlaf die Gesundheit des Betroffenen in zweierlei Hinsicht beeinträchtigen.

Zum einer wird der Schlaf so massiv gestört, dass die für die Leistungsfähigkeit wichtigen REM- und Tiefschlafphasen ständig unterbrochen werden. Da der Schnarcher von den Atemaussetzern während des Schlafes und in der Folge von seinem häufigen Aufwachen meistens nichts mehr weiß, sind „unerklärliche“ Tagesmüdigkeit, das Gefühl, nie richtig ausgeschlafen zu sein, Leistungsschwäche, Konzentrationsstörungen sowie Reizbarkeit und depressive Verstimmung die Folge. Einschlafattacken im Straßenverkehr sind besonders fatal: Untersuchungen der HUK haben ergeben, dass das Einschlafen am Steuer, der sogenannte Sekundenschlaf, die häufigste Unfallursache mit Todesfolge auf Autobahnen ist. Rund ein Viertel aller Autobahnunfälle sollen demnach auf das Konto der Schlafapnoe gehen. Fehlende Tiefschlafphasen vermindern außerdem die Fähigkeit des Gehirns, Dinge im Langzeitgedächtnis zu speichern. Eine amerikanische Studie zeigt sogar, dass die Atemaussetzer dazu führen, dass Nervenzellen absterben, die für das Lernen besonders wichtig sind.

Zum anderen sind die Betroffenen im Schlaf extremem Stress ausgesetzt. Der Körper ist durch den Sauerstoffmangel ständig im Alarmzustand, schüttet vermehrt Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin aus. Es kommt zu einem rasanten Anstieg des Blutdrucks und der Herzfrequenz. Das kommt umso häufiger vor, je höher die Zahl der Apnoen ist. Das hat zur Folge, dass es bei Schlafapnoikern während der gesamten Schlafdauer bei zu hohem Blutdruck bleibt. Bei solchen Patienten ist morgens beim Aufwachen immer noch ein erhöhter Blutdruck festzustellen. Schlafapnoe gilt ebenfalls als Risikofaktor für Gefäßverkalkung, Herzinfarkt und Schlaganfall. Denn während der Atempausen bei einem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom führen erhebliche Druckschwankungen im Brustkorb auch zu einem verminderten Blutfluss in den Herkrankgefäßen.

Heute geht man davon aus, dass sich der Stoffwechsel der wichtigsten Gefäßzellen bei der Schlafapnoe erheblich verändert und dadurch neben dem Risiko des erhöhten Blutdrucks sich auch das einer Gefäßerkrankung erhöht. Kommt es dann noch zu einem Sauerstoffmangel, steigt die Gefahr für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall dramatisch.

Weitere Symptome und Folgen von behandlungsbedürftiger Schlafapnoe können sein Kopfschmerzen, Schwindelattacken und Ohrgeräusche (Tinitus), sexuelle Funktionsstörungen, nächtliches Schwitzen. Für den so typischen nächtlichen Harndrang sind auch die Druckschwankungen im Brustkorb die wesentliche Ursache. Sie übertragen sich auf das Herz. Unterschiedliche Blutfüllungen der Herzkammern täuschen eine Überwässerung des Körpers vor. Die Folge ist vermehrtes Wasserlassen in der Nacht.

Mittlerweile haben Experten herausgefunden, dass sich nach einem Herzinfarkt und bei relevanter Herzmuskelschwäche in bis zu 50 Prozent der Fälle eine schlafbezogene Atmungsstörung nachweisen lässt. Die Anzahl der Patienten mit Bluthochdruck, bei denen ein Schlafapnoe-Syndrom diagnostiziert werden konnte, liegt bei bis zu 30 Prozent. Und auch bei nahezu 60 Prozent der Schlaganfall-Patienten lag eine schlafbezogene Atmungsstörung vor.

Bei Symptomen schnell zum Arzt!

Natürlich können all die genannten Symptome auch Ausdruck anderer Erkrankungen sein. Liegt aber eines oder liegen  sogar mehrere der oben beschriebenen Symptome vor, sollte dies Anlass zu einer diagnostischen Klärung geben.

Die Erstdiagnose ist dabei relativ einfach durchzuführen. Nachts werden relevante Daten mit einem kleinen Rekorder zu Hause aufgezeichnet und in der Arztpraxis ausgewertet. Bestätigen die Aufzeichnungen den Verdacht auf eine obstruktive Schlafapnoe, kann noch eine eingehende Diagnostik im Schlaflabor durchgeführt werden. Therapien gibt es viele. Bei einem leichten Befund kann es schon genügen, einige Kilogramm Körpergewicht zu verlieren oder auf Alkohol und Nikotin zu verzichten. Bei schwereren Befunden wird der Arzt die geeignete Behandlungsmethode empfehlen, die von der Gebissschiene über Beatmung per Nasenmaske bis hin zu operativen und minimal-invasiven Verfahren reichen kann.

Schnell, schonend und schmerzlos: Die RFITT-Methode als nachhaltige Therapie

Immer mehr Ärzte in Deutschland setzen dabei auf bipolaren Radiofrequenzstrom. Mit einer feinen Sonde behandelt der Arzt das Gewebeinnere von Weichgaumen und eventuell auch noch den Zungengrund, wenn dieser den Atemraum stark verengt. An den behandelten Orten wird das Gewebe gestrafft. Dies wirkt der Vibration und damit den Schnarchgeräuschen entgegen. So kann die häufigste Ursache des Schnarchens bei vielen Patienten erfolgreich behandelt werden.

Die bipolare Radiofrequenz-induzierte Thermotherapie – auch  bekannt als „RFITT“ oder Celon Methode – ist aufgrund ihres minimal-invasiven Charakters eine schonende Alternative oder Ergänzung zum traditionellen chirurgischen Eingriff sowie zur Lasertherapie. Und sie ist im Gegensatz zu ebenfalls auf dem Markt weit verbreiteten Therapien mit Tabletten, Salben, vibrierenden Kissen, Armbändern oder Rachensprays nachhaltig wirksam. Der Eingriff ist in der Regel ambulant möglich und bedeutet für den Patienten sowohl während als auch nach der Behandlung eine sehr geringe Schmerzbelastung.  Wenn nur der Weichgaumen bzw. das Gaumensegel behandelt werden muss, kann der Patient kurz nach dem Eingriff von etwa 15 Minuten schon wieder das Krankenhaus oder die ambulante Praxis verlassen. Er ist in seinem gewohnten Lebensalltag kaum eingeschränkt.

Wichtig bei der Anamnese in der Arztpraxis ist, dass die vorliegenden Symptome nicht auf die leichte Schulter genommen und mit einer obstruktiven Schlafapnoe in Verbindung gebracht werden. Nur fünf Prozent aller Fälle werden heute diagnostiziert. Richtig erkannt, frühzeitig und richtig behandelt können die Risiken nicht nur deutlich reduziert werden. Für die Betroffenen heißt das nach oft jahrelangem körperlichen und psychischen Leiden erstmals wieder eine ruhige Nacht mit angenehmen Träumen.

Alarmzeichen für die Schlaf-Apnoe-Erkrankung

  • Atemaussetzer während des Schlafes.
  • Starkes Schnarchen.
  • Häufiges Aufwachen aus dem Schlaf.
  • Tagesmüdigkeit, „nie richtig ausgeschlafen fühlen“.
  • Einschlafattacken, „Sekundenschlaf“.

Autor:

© Institut für Schlafstörungen Wiesbaden; Prof. Dr. med. L. Klimek

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